Praxisfall
Evelyn B. (33) ist seit 8 Jahren als Controllerin in einem Industrie-Unternehmen beschäftigt. Aufgrund ihrer ruhigen, sachlichen Art und ihrer Kompetenz ist sie eine allseits geschätzte Fachexpertin.
Da sich ihr eigener Vorgesetzter intern verändert hat, wurde die Abteilungsleitung neu ausgeschrieben. Die Abteilung besteht aus 12 MitarbeiterInnen. Evelyn B. zögerte zunächst, sich zu bewerben, doch nicht zuletzt aufgrund des Zuratens einiger Kollegen und Kolleginnen gab sie ihre Bewerbung ab. Neben mehreren externen Kandidaten gab es auch eine weitere Bewerberin aus der Abteilung: Hertha K., 41, seit 17 Jahren in der Abteilung und eine enge Vertraute des bisherigen Abteilungsleiters. Evelyn B. ging davon aus (so wie die meisten anderen in der Abteilung auch), dass Hertha K. im Auswahl-Verfahren das Rennen machen würde. Doch es kam anders: die Wahl fiel auf Evelyn B.! Das sorgte für Aufsehen im gesamten Unternehmen.
Jetzt (ca. 6 Wochen vor Übernahme der neuen Aufgabe) entschied sich Frau B., ein begleitendes Coaching in Anspruch zu nehmen. So beschrieb sie ihr Anliegen: „Ich möchte möglichst gut vorbereitet sein für die neue Aufgabe“.
Coaching-Themen
Evelyn B. verfasste eine Coaching-Landkarte mit ihren Anliegen und brachte diese Themen in folgende Rangreihenfolge (nach Wichtigkeit):
- Hertha K., die übergangene Kollegin sowie generell die Akzeptanz als Abteilungsleiterin.
- Delegieren der bisherigen Aufgaben.
- Vertretung der Abteilung nach außen, vor allem gegenüber den von bevorstehenden Änderungen betroffenen Unternehmensbereichen.
- Konfliktmanagement (intern/extern)
- Selbstmanagement in der neuen Funktion.
Das persönliche Führungsleitbild
Wie jemand seine Führungsrolle ausfüllt, hat u. a. mit der – meist unbewussten – Frage zu tun: „Wie glaube ich, dass ich sein soll, um als Führungskraft akzeptiert zu werden?“ Fragen zum persönlichen Führungsleitbild sollen dabei helfen, sich diese Prägungen bewusst zu machen.
Der nächste Schritt bestand nun darin, anhand der Erkenntnisse aus dem Führungsleitbild ihre Antrittsrede vorzubereiten. Das Ziel dabei war, für sie selbst, aber auch für die Mitarbeitenden möglichst viel Klarheit zu schaffen, wie sie ihre neue Funktion sieht, wofür sie steht, was sie von den Mitarbeitenden erwartet und was diese umgekehrt von ihr erwarten können.
Nach insgesamt acht Sitzungen war das Coaching-Ziel erreicht.
Resumée und Empfehlungen
Wenn jemand aus dem eigenen Kollegenkreis plötzlich Chef oder Chefin wird, ist das eine besondere Situation: in jedem Fall ändert sich etwas. Überzogene Erwartungen, aber auch diffuse Befürchtungen bis hin zu Neidgefühlen können eine Rolle spielen. Auf der anderen Seite wird die Unterstützung durch eigene Vorgesetzte oft nur unzureichend gegeben, da „der/die Neue“ ja fachlich fit ist und die Organisation bestens kennt.
Sorgen Sie von Beginn an für möglichst viel Klarheit, wie Sie Ihre Führungsrolle gestalten wollen und besprechen Sie gegenseitige Erwartungen. Führen Sie so bald als möglich Einzelgespräche und loten Sie aus, was aus Sicht der Mitarbeitenden bewahrenswert ist und wo es Änderungsbedarf gibt. Und: wenn Sie einen Raum betreten und das Gespräch verstummt abrupt: seien Sie sich bewusst, dass das in erster Linie mit Ihrer Funktion zu tun hat (und weniger mit Ihrer Person...).
Der Coach Ihres Vertrauens unterstützt Sie gerne bei diesem Karriereschritt!